Historie

40 Jahre Carl Flesch Akademie

von Gesprächen im Garten zu einem einzigartigen Kurskonzept

Carl Flesch

Mit messerscharfem Verstand und glasklarer Analyse hat Carl Flesch die Technik des Violinspiels nachhaltig revolutioniert. Von 1926 bis 1935 lebte er in Baden-Baden. Seine Villa in der Kaiser-Wilhelm-Straße wurde in diesen Jahren zum Treffpunkt einer ganzen Generation von Virtuosen.

In dieser Zeit gehörte zu den Schüler:innen von Carl Flesch auch die französische Violinistin Ginette Neveu, die Ende der 1930er Jahre zur internationalen Weltspitze aufstieg und als eine der bedeutendsten Violinistinnen ihrer Zeit gilt. Ginette Neveu verstarb 1949 bei einem tragischen Flugzeugabsturz auf den Azoren. Ihr zu Ehren verleiht die Deutsch-Französische Gesellschaft Baden-Baden im Rahmen der Carl Flesch Akademie bis heute den mit 500 € dotierten Ginette-Neveu-Preis.

In Deutschland wurde dem bedeutenden Schaffen des aus Ungarn stammenden Juden Carl Flesch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein trauriges Ende gesetzt: 1934 Entlassung von der Berliner Hochschule für Musik und 1935 Entzug der deutschen Staatsangehörigkeit. Es folgten Flucht und neun bewegte Jahre, die Carl Flesch nach London, Den Haag, Budapest und Luzern führten, wo er am Konservatorium Luzern ab 1943 erstmals wieder unterrichten durfte und 1944 verstarb.

Geburt der Akademie

Henryk Szeryng – ein weiterer der weltberühmt gewordenen Schüler Carl Fleschs – erweckte 1964 gemeinsam mit der Philharmonie Baden-Baden und ihrem damaligen Generalmusikdirektor Carl August Vogt in einem Sommerkurs die Unterrichtstradition von Carl Flesch zu neuem Leben.

1981 gelang unter dem Dach der Philharmonie Baden-Baden – nun mit Generalmusikdirektor Werner Stiefel als künstlerischem Leiter – die erste Carl Flesch Akademie.

Über vier Jahrzehnte führte die Akademie die Elite des internationalen Streichernachwuchses nach Baden-Baden. Unter Beteiligung erstklassiger Pädagogen und Solisten wurde das Konzept der Kurse ständig weiterentwickelt.

Dem Gründervater Werner Stiefel ist bis heute eine mit 2.000 € dotierte Auszeichnung der Carl Flesch Akademie gewidmet.

Die Akademie im digitalen Zeitalter

Der größte Sprung in der Weiterentwicklung des Akademie-Konzepts vollzog sich 2023:

Arndt Joosten, Manager der Philharmonie Baden-Baden, übernahm die Geschäftsführung der Carl Flesch Akademie; mit Heiko Mathias Förster, dem neuen Chefdirigenten der Philharmonie Baden-Baden, wurde die Gesamtleitung und Direktion der Akademie neu besetzt; und der international renommierte Violinist Kirill Troussov konnte als Artistic Director gewonnen werden. Gemeinsam fokussiert sich die neue Dreierspitze vor allem auf die Veränderung der klassischen Musikszene im Zeitalter des Internets.

Ferner wurde das Leben, Lernen und Musizieren an einen neuen Ort verlegt und im Kloster Lichtenthal unter einem Dach vereint. Das Meisterkurs-Konzept wurde erheblich erweitert und erstmalig wurden sämtliche Konzerte auf Video aufgezeichnet (vom Oscar-prämierten Filmemacher Tyron Montgomery). Auch die Verwaltung der Akademie passte sich der Zeit an und wurde – nebst neuer Website – größtenteils digitalisiert.

Wir dürfen gespannt sein, welche Kapitel in der Historie der Carl Flesch Akademie noch geschrieben werden.

Bisherige Dozent:innen (Auszug)

Ehemalige Teilnehmer:innen (Auszug)

In den 40 Jahren seit ihrer Gründung nahmen über 3.000 Musiker:innen an den Meisterkursen der Carl Flesch Akademie teil. Allein im Orchester der Berliner Philharmoniker spielen heute rund dreißig ehemalige „Fleschis“. Andere haben ihren Weg in hohe Positionen anderer Orchester, Professuren an Musikschulen oder spannende Solokarrieren gefunden. Hier ein kleiner Auszug:

© 1981 – Carl Flesch Akademie